"1968" war sicher eine starke, vielleicht sogar die weitreichenste politische Herausforderung in der Geschichte der alten Bundesrepublik. Eine Tiefenwirkung besaß die antiautoritäre Bewegung vor allem aber als ein soziokultureller Bruch, als die Implementierung eines neuen Lebensgefühls, das eine erhebliche gesellschaftspolitische Durchsetzungskraft entfaltete.
Das erzeugte in den siebziger Jahren eine nachhaltige Grundspannung zwischen den in ihrer Legitimität in Frage gestellten Institutionen in Erziehung, Wissenschaft, Kirche, Presse usw. und den Staatsorganen sowie den von den etablierten Parteien geprägten Einrichtungen. Die Frage steht im Raum, ob eine grundlegende Veränderung der Mentalitäten, Lebensstile und Lebensentwürfe, die Ausbildung zivilgesellschaftlicher Normen, die Fundamentabiblisierung der neuen Mittelschichten in dieser Form ohne die von der antiautoritären Bewegung freigesetzten Schubkraft überhaupt denkbar gewesen wären.
Vortrag von Dr. Wolfgang Kraushaar, Politikwissenschaftler, Hamburg
In Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenbildung Ansbach - Eintritt: 3,-- Euro