Lateinische Handschriften

Unter dem Portal "bavarikon - Kultur- und Wissenschätze Bayerns" kann man die zwischenzeitlich digitalisierten Handschriften online einsehen!  

Die zum heutigen Besitz der Staatlichen Bibliothek Ansbach gehörenden 165 spätmittelalterlichen, lateinischen Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert entstammen in ihrer Minderzahl den in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgehobenen Klosterbibliotheken Riedfeld, Heidenheim und Wülzburg. Diese meist im näheren Umland der Klöster geschriebenen Handschriften beinhalten neben asketisch-katechetischen Schriften spezifisch franziskanische, benediktinische Ordensliteratur nur punktuell, tradieren daneben Weniges aus dem Bereich des Ius canonicum.

Trotz ihrer geringen Zahl geben diese Codices einen „Einblick in den Buchbestand des fränkischen Klerus am Ausgang des Mittelalters“ (Rezension A. SCHMID in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte – ZBLG 65 (2002) S. 699). In ungleich höherem Maße kann das für den Buchbesitz der Stiftskollegiaten an St. Gumbert in Ansbach gelten, der hier im Bestand durch um die 59 Handschriften repräsentiert wird, darunter der landesgeschichtlich bedeutsame historisch-juristische und astronomische Sammelband Ms. lat. 65 (Historisch-juristischer, astronomischer Sammelband - Staatliche Bibliothek Ansbach Ms. lat. 65). Generell dominieren Texte aus dem universitären, (spät-)scholastischen Lehrbetrieb der Theologie, die mit den „Kategorien aristotelischer Vernunft, der Ratiocinatio, die Wissenschaftlichkeit der Theologie erst konstituiert.“(Katalog der lateinischen Handschriften I, Einleitung S. XVI). Illustrieren mag dies ein der Forschung bislang unbekannt gebliebener Überlieferungszeuge für die „Quaestiones disputatae de potentia“ des Thomas von Aquin in Ms. lat. 135, und ein bisher unikal tradierter Erfurter Kommentar zur aristotelischen Physica des Magisters Myngodus in Ms. lat. 106. Dass daneben besonders die Pastoral in Predigt, in Texten zur Predigtvorbereitung und durch auctoritative Musterpredigtsammlungen vertreten ist, erstaunt nicht.

Dieser Bestand an Handschriften wurde am Münchner Handschriftenerschließungszentrum modern beschrieben und in den Jahren 1994 und 2002 in zwei Bänden der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht


Aus räumlichen und konservatorischen Gründen liegen diese Schriften aus Ansbach in der Abteilung "Handschriften und Alte Drucke" an der Bayerischen Staatsbibliothek, München, und sind dort benutzbar/einsehbar. In omni summa, ein der Forschung bisher weitgehend unbeachtet gebliebener Bestand, „der für vielfältige Fragen der Landes- und Wissenschaftsgeschichte von Bedeutung ist.“ (Rezension A. SCHMID in: ZBLG 59 (1996) S. 262).

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